5 Integrative Planung und Steuerung des Produktionsablaufs (S. 515-516)
5.1 Aufbau des Produktionsplanungs- und -steuerungssystems
5.1.1 Gegenstand der Produktionsplanung und -steuerung (PPS)
Aufgabe eines PPS-Systems ist die integrierte Gestaltung und Durchführung der betrieblichen Produktionsplanung und -steuerung und der damit verbundenen Datenverwaltung.
Die Produktionsplanung und -steuerung hat damit den Produktionsablauf unter mengenmäßigen und zeitlichen Gesichtspunkten - unter Beachtung der verfügbaren Kapazitäten - zu planen, zu überwachen und bei Abweichungen entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um die zugrundeliegenden Zielsetzungen zu erreichen. ImRahmen einer umfassenden PPS sind demnach folgende Entscheidungsvariablen zu bestimmen:
• Primärbedarf,
• Fertigungsaufträge,
• Bestellaufträge,
• Auftrags- und Arbeitsgangtermine.
Ausgehend von einem vorliegenden Kundenauftrag wird in der Primärbedarfsplanung, zum Teil unter Verwendung von statistischen Verfahren, der Bedarf an Fertigprodukten für einen definierten Zeitraum abgeleitet. Darauf aufbauend wird im Rahmen der Materialbedarfsplanung dieser Bedarf in Fertigungsaufträge und Bestellungen aufgegliedert. Termin- und Reihenfolgefestsetzung der Fertigungsaufträge sind Inhalt der Feinterminierung, sofern es sich um Eigenfertigungserzeugnisse handelt. Für Fremdbezugsteile müssen als Auftragstermine die Bestellauslösungs- und Anlieferungstermine festgelegt werden.
5.1.2 Grundkonzepte der PPS
In der Literatur werden eine Reihe unterschiedlicher Konzepte zur PPS dargestellt und eingesetzt. Die Verschiedenartigkeit der einzelnen Konzeptionen soll im Folgenden anhand der wichtigsten Kriterien dargelegt werden.
Betrachtet man das Problem der PPS als Entscheidungskomplex, so kann eine modellhafte Abbildung als Totalmodell oder in Form mehrerer Partialmodelle erfolgen.
Gelingt es, den PPS-Komplex in einem einzigen, monolithischen Modell abzubilden und in einem Verfahrensschritt die optimale Lösung zu ermitteln, führt man eine Simultanplanung durch. Dagegen wird der PPS-Komplex im Rahmen der Sukzessivplanung in mehreren Partialmodellen abgebildet, die schrittweise aufeinanderfolgend gelöst werden.
Hinsichtlich der Zuordnung von Entscheidungsbefugnissen auf der Managementebene können zentral und dezentral organisierte PPS-Konzepte unterschieden werden. Zentrale PPS-Konzepte sind dadurch gekennzeichnet, dass sämtliche Planungsentscheidungen von einer zentralen Instanz getroffen werden.
Den Produktionsstellen bzw. unteren Führungskräften kommen im Rahmen der Produktionssteuerung lediglich eine ausführende und überwachende Funktion zu. Wegen ihrer monolithischen Struktur sind Simultanplanungsmodelle stets zentral organisiert. Sukzessive PPS-Konzepte können dagegen zentral oder dezentral organisiert sein. Da Simultanplanungskonzepte stark durch die Ermittlung der optimalen Losgröße gekennzeichnet sind, muss auch die Art der eingesetzten Lösungsalgorithmen als Kriterium für die Unterscheidung von PPS-Konzepten berücksichtigt werden. Während bei Simultanplanungsmodellen exakte mathematische Lösungsverfahren Verwendung finden, werden bei sukzessiven Planungsmodellen auch heuristische Lösungsverfahren angewandt.
Im Hinblick auf die Produktionsstruktur wird zwischen Einzel-, Serien- und Massenproduktion unterschieden. Serien- und Massenfertigung können weiterhin danach differenziert werden, ob eine Produktion auf Bestellung (kundenauftragsbezogene Produktion) oder ohne Kundenbezug auf Lager (kundenanonyme Produktion) erfolgt. Die in Abhängigkeit von der Produktionsstruktur gewählten Organisationstypen der Fertigung stellen unterschiedliche Anforderungen an die Produktionsplanung und -steuerung.
5.1.3 Das Stufenkonzept der PPS
Simultane Ansätze zur PPS sind auf eine gleichzeitige Bestimmung der gewinn- und kostenoptimalen Programmwerte ausgerichtet. Während der sukzessive Planungsansatz die zu planenden Teilbereiche in einer festgelegten Reihenfolge nacheinander bearbeitet, wird den zeitlichen und sachlichen Interdependenzen im Rahmen der simultanen Planung Rechnung getragen.
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