Einleitung: Leistungsprozess (Franz Xaver Bea, Birgit Friedl und Marcell Schweitzer) (S. 1-2)
1 Kennzeichnung des Leistungsprozesses
Wirtschaften bedeutet, wie wir in Band 1 dieser Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre zeigen, Entscheidungen über knappe Güter in Betrieben zu treffen. Dazu müssen zunächst die institutionellen Voraussetzungen für alle Aktivitäten geschaffen, d. h. Betriebe gegründet werden. Die wesentlichen Entscheidungen, die dafür zu treffen sind, werden in Band 1 ausführlich erörtert: Standortentscheidung, Rechtsformentscheidung und Entscheidung über Unternehmenszusammenschlüsse. Gleichermaßen werden dort die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns und die entscheidungstheoretischen Grundlagen erarbeitet.
Das Wirtschaften darf in einer dynamischen und komplexen Unternehmensumwelt nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern muss zielorientiert gestaltet werden. Damit befasst sich die Unternehmensführung in Band 2. Dort werden insbesondere die Führungsinstrumente erörtert: Planung und Steuerung, Organisation, Controlling und Information (einschließlich Rechnungswesen mit Bilanz und Kostenrechnung). Wirtschaften bezieht sich im Kern auf Prozesse der Bereitstellung, Kombination und Verwertung von Sachgütern und Dienstleistungen. In diesen Prozessen werden Leistungen erbracht, die entweder der weiteren Produktion oder der Befriedigung der Nachfrage dienen. Die Gesamtheit dieser Prozesse wird als Leistungsprozess bezeichnet, der Innovations-, Beschaffungs-, Produktions-, Personal-, Investitions-, Finanzierungs- und Marketingprozesse umfasst. Mit den sachlichen und wirtschaftlichen Fragen dieses komplexen und dynamischen Leistungsprozesses befasst sich Band 3.
Der Leistungsprozess umfasst die Beschaffung von Dienstleistungen und Sachgütern (Produktionsfaktoren), die Kombination (Transformation) von Produktionsfaktoren zu Wiedereinsatz- und Absatzgütern sowie den Absatz von Gütern.
Um den Leistungsprozess abwickeln zu können, muss sich ein Unternehmen in die Prozesse der sie umgebenden Märkte eingliedern, also alle benötigten Produktionsfaktoren erwerben, diese kombinieren bzw. transformieren und die von ihm erzeugten Güter am Markt absetzen. Diesem Realgüterstrom fließt ein Nominalgüterstrom entgegen, denn in einer Marktwirtschaft werden Güter bzw. Werte nur für eine Gegenleistung, i. d. R. Geld, bereitgestellt, was auch für die Veräußerung der Fertigprodukte am Markt gilt. Sowohl der Real- als auch der Nominalgüterstrom unterliegen dem allgemeinen Kriterium der Wirtschaftlichkeit. Abb. 1 beschreibt den Leistungsprozess in vereinfachter Form.
Unter Realgütern sind – grob betrachtet – entweder Produktionsfaktoren (Input), die in den Produktionsprozess eingehen, oder Produkte (Output) für die Absatzmärkte zu verstehen. Nominalgüter umfassen dagegen Geld und Geldsurrogate (geldnahe Güter), wie z. B. Schecks und Wechsel.
Abb. 2 gibt einen Überblick über verschiedene Arten von Gütern, auf die sich Wirtschaften beziehen kann. Diese Abbildung macht deutlich, dass Güter als Bestandteile des Leistungsprozesses nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden können, je nachdem, welches Problem zu lösen ist.
Jedes Gut verkörpert einen Wert, der seine Zweckeignung, Verfügbarkeit, Übertragbarkeit, Knappheit und Begehrtheit ausdrückt. Im Zuge des Leistungsprozesses kommt es im Unternehmen zu einer Wertschöpfung, die einen Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung, nämlich zum Sozialprodukt, leistet. Die Wertschöpfung eines Unternehmens wird folgendermaßen ermittelt:
Wertschöpfung = Umsatz – Vorleistungen
Vorleistungen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie von anderen Unternehmen bezogen werden. Dazu rechnen alle von Geschäftspartnern gekauften Roh-, Hilfsund Betriebsstoffe, ferner Maschinen, Anlagen, Bauteile und Dienstleistungen. Die Wertschöpfung verkörpert also jene Steigerung des Wertes, die ein Unternehmen dem bisherigen Wert der erworbenen Güter durch Be- und Verarbeitung hinzufügt. Im Englischen nennt man diesen Beitrag treffend «value added».
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