Einleitung: Führung Franz Xaver Bea (S. 1-2)
1 Begriff der Führung
Wie in Band 1 dargelegt, besteht die Aufgabe eines Unternehmens darin, Güter zu erzeugen, die für die Deckung eines Bedarfes geeignet sind. Dieser Prozess darf in einer sich immer dynamischer und komplexer entwickelnden Unternehmensumwelt nicht dem Zufall überlassen bleiben, sondern ist auf Ziele auszurichten und so zu gestalten, dass diese Ziele erfüllt werden.
Als vorläufige Kennzeichnung der Führung lässt sich festhalten: Führung ist zielorientierte Gestaltung. Diese zielorientierte Gestaltung kann sich sowohl auf Personen als auch auf Unternehmen beziehen. Es ist daher zwischen Personalführung einerseits und Unternehmensführung andererseits zu unterscheiden. Bei der Personalführung wird der Begriff «Gestaltung» häufig durch «Beeinflussung» ersetzt, da die Personalführung auf die Beeinflussung des Verhaltens der im Unternehmen beschäftigten Personen ausgerichtet ist. Der Grad der Einflussnahme von Vorgesetzten (Führern) auf Untergebene (Geführte) bzw. der Grad der Partizipation der Mitarbeiter an den Maßnahmen der Führungsorgane kann unterschiedlich gestaltet werden. In den unterschiedlichen Verhaltensmustern kommen verschiedene Führungsstile zum Ausdruck (vgl. Abb. 1).
Aus den bisherigen Ausführungen kann zusammenfassend folgende Definition abgeleitet werden: Führung ist zielorientierte Gestaltung von Unternehmen (= Unternehmensführung) bzw. zielorientierte Beeinflussung von Personen (= Personalführung). Bei der Personalführung stehen verhaltensorientierte Aspekte im Vordergrund der Betrachtung. Eine wichtige Aufgabe ist z. B. die Motivierung der Mitarbeiter. Theoretische Grundlagen der Personalführung liefern die Sozialwissenschaften, insbesondere die Psychologie und die Soziologie.
Im Folgenden liegt der Schwerpunkt der Betrachtung auf der Unternehmensführung. Aspekte der Personalführung werden jedoch stets mit berücksichtigt. Die Unternehmensführung bedient sich zur Sicherstellung des Führungserfolgs der sog. Führunginstrumente.
Führungsinstrumente sind Hilfsmittel der Unternehmensführung bei der zielorientierten Gestaltung von Unternehmen Wir unterscheiden folgende Führungsinstrumente:
• Planung und Steuerung (1. Kapitel),
• Organisation (2. Kapitel),
• Controlling (3. Kapitel),
• Information (4. Kapitel).
In Klammern sind jene Kapitel genannt, in denen die Führungsinstrumente im Rahmen dieses Bandes behandelt werden.
2 Theorien der Führung
Will man die Führungsinstrumente gezielt einsetzen, benötigt man eine Vorstellung über Bedingungen, Strukturen, Prozesse und Konsequenzen von Führung. Diese Vorstellung wird als Führungstheorie bezeichnet. «Führungstheorien sollen Bedingungen, Strukturen, Prozesse und Konsequenzen von Führung beschreiben, erklären und vorhersagen.» (Wunderer/Grunwald [Führung] 112).
Eine allgemeine Führungstheorie, welche den genannten Anforderungen entspricht, ist bis heute noch nicht gefunden worden. Es gibt vielmehr eine Vielzahl vorläufiger Führungstheorien. Ihre Entwicklungsgeschichte kann verkürzt in drei Phasen zerlegt werden:
– Suche nach den Führungseigenschaften (eigenschaftstheoretischer Ansatz),
– Hinwendung zum Führerverhalten und zur Frage nach der Effizienz von Führung (verhaltenstheoretischer Ansatz),
– Berücksichtigung der Führungssituation (situationstheoretischer Ansatz).
(1) Eigenschaftstheoretischer Ansatz. Dieser älteste und lange Zeit vorherrschende Ansatz wurde schon von Aristoteles und später von Machiavelli vertreten. Nach ihnen ist der Führungserfolg abhängig von den Eigenschaften des Führers, die sowohl angeboren wie auch erworben sein können.
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