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Anwendungen der Medizinischen Psychologie
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Anwendungen der Medizinischen Psychologie
von: Uwe Koch, Jürgen Bengel
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2017
ISBN: 9783840905780
748 Seiten, Download: 8515 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

5. Kapitel Arbeits- und Organisationspsychologie in der Medizin – Das Beispiel Krankenhaus (S. 113-114)
Hans-Wolfgang Hoefert †

1 Einleitung

Im Mittelpunkt des Interesses der Arbeits- und Organisationspsychologie stehen vor allem die menschlichen und zwischenmenschlichen Komponenten des Arbeitsverhaltens, welche – neben den materiellen und informationellen Komponenten – die Aufbau- und Ablaufstruktur einer Organisation (hier das Krankenhaus) mitbeeinflussen bzw. durch strukturelle und prozessuale Merkmale beeinflusst werden. Diese psychologische Fachrichtung hat sich aus der älteren, ergonomisch orientierten Arbeitswissenschaft entwickelt, verschiedene Konstrukte der Sozialpsychologie integriert und Theorien des sozialen Wandels auf die Realität von Institutionen adaptiert. Im Folgenden werden vier wesentliche Bereiche thematisiert, nämlich (1) Arbeitsanforderungen und Belastungen von Ärzten und Pflegekräften im Krankenhaus, (2) Führungs- und Managementprozesse im Krankenhaus, (3) Gruppenprozesse mit dem Schwerpunkt der Intergruppenbeziehungen zwischen Ärzten und Pflegekräften und (4) Arbeits- und Berufszufriedenheit von Ärzten und Pflegekräften. Alle vier Bereiche nehmen eine zentrale Position im Themenspektrum der allgemeinen Arbeits- und Organisationspsychologie ein (vgl. Schuler & Sonntag, 2007).

2 Arbeitsbedingungen und Arbeitsbelastungen im Krankenhaus Die Situation in deutschen Krankenhäusern ist wesentlich durch eine Intensivierung der Arbeit in Folge der DRG-Finanzierung der Krankenhäuser mit Fallpauschalen pro Patient, dadurch verkürzten Liegezeiten und häufigerer Bettenbelegung mit der dadurch vermehrten Aufnahme- und Entlassungsdokumentation gekennzeichnet (vgl. Bartholomeyczik et al., 2008). Abgesehen von dieser deutschen Besonderheit gibt es eine Reihe von Belastungsfaktoren, die weltweit typisch sind für den Krankenhausbetrieb. Dazu zählt beispielsweise die Schicht- und Nachtarbeit, welche nicht selten zu Schlafstörungen oder psychischen Störungen beitragen kann (z. B. Flo et al., 2012), wobei Nachtarbeit nicht für alle Beschäftigten einen Belastungsfaktor darzustellen scheint (vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2007) und in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich belastend erlebt wird (Knauth et al., 2008). Von den körperlichen und psychischen Belastungen sind nicht nur die Berufsgruppen der Ärzte und Pflegekräfte in unterschiedlicher Weise und in unterschiedlichem Maße betroffen (siehe unten), sondern auch besondere Fachabteilungen wie Onkologie oder Palliativmedizin, bei denen eine gewisse emotionale Stabilität erforderlich ist, um den psychischen Anforderungen genügen zu können. Das jeweilige Belastungsspektrum wird im Folgenden getrennt für Ärzte und Pflegekräfte dargestellt.

2.1 Ärzte

Inwieweit bestimmte Arbeitsbedingungen von Ärzten zu Arbeitsbelastungen führen und die Arbeitszufriedenheit bestimmen können, haben Mache und Kollegen für die Berufsgruppen der Pneumologen (2009a), Gastroenterologen (2009b), Pädiater (2010a), Psychiater (2010b), Kardiologen (2011) und Geriater (2012) in deutschen Krankenhäusern untersucht. Danach wird für alle diese Berufsgruppen deutlich, dass bis zu zwei Drittel der Zeit mit Verwaltungsaufgaben, Konferenzen und Stationsrundgängen verbracht wird, während für die direkte Kommunikation mit Patienten lediglich 4 bis 7 % der täglichen Arbeitszeit verbleiben. Im Einzelnen werden in den Studien von Mache et al. Dokumentationspflichten, häufiges Multitasking und häufige Unterbrechungen bei der Arbeit als Stressfaktoren genannt. In der Untersuchung von Knesebeck et al. (2010) wird vor allem der „job strain“ (hohe Anforderungen bei gleichzeitig niedriger Kontrolle) als wichtigster Stressfaktor bei Chirurgen beschrieben. Die Arbeitszeiten haben sich durch den in den letzten Jahren erfolgten Bettenabbau nicht wesentlich verringert, vielmehr ist die Arbeitsverdichtung – mitbedingt durch kürzere Liegezeiten und dadurch erforderliche Dokumentationsverpflichtungen – eher angestiegen. Schließlich können verlängerte Arbeitszeiten und eine höhere Arbeitsintensität nicht nur zu Behandlungsfehlern, sondern auch zu einer größeren Erschöpfung beitragen, die wiederum insbesondere bei jüngeren Ärzten nicht selten zu Konflikten mit den jeweiligen Familien der Ärzte und damit zu einer allgemeinen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen können (vgl. Fuß et al., 2008).



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