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Handbuch Gesundheitskommunikation
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Handbuch Gesundheitskommunikation
von: Hurrelmann, Baumann
Hogrefe AG, 2014
ISBN: 9783456954325
500 Seiten, Download: 5735 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

2. Ansätze und Forschungsfelder der Gesundheitskommunikation (S. 34-35)
Astrid Spatzier und Benno Signitzer

Der nachfolgende Überblicksaufsatz widmet sich nach einer Vorbemerkung den äußeren Entwicklungslinien sowohl der nordamerikanischen Health Communication als auch der deutschsprachigen Gesundheitskommunikation. Unterschiedliche Verständnisweisen werden skizziert; dies führt zu einer Darstellung von Forschungsfeldern und -interessen. Allgemeine und kritische Einschätzungen runden den Beitrag ab.

Vorbemerkung

Das Forschungsfeld der Health Communication hat sich in der nordamerikanischen Kommunikationswissenschaft seit etwa 40 Jahren entwickelt und fand in den vergangenen zehn Jahren deutlich sichtbareren Eingang in die deutschsprachige Kommunikationswissenschaft. Wenngleich Fischer (1990a) Vorläufer und Frühphasen2 in der deutschsprachigen Community bereits Mitte des 20. Jahrhunderts unter der Bezeichnung Medizinkommunikation verortet, zeigen sich erst ab der Jahrtausendwende verstärkte Bestrebungen für eine systematische Beforschung von Gesundheitskommunikation. Im Hinblick auf eine tragfähige Terminologie wird hier vorläufig sowohl die Beibehaltung der englischen Bezeichnung Health Communication als auch die nicht ganz unproblematische Übersetzung mit Gesundheitskommunikation vorgeschlagen. Rigorose – auch breit empirisch verankerte – Begriffsanalysen werden in Zukunft zweifellos zu leisten sein; den Rahmen dieses Überblicksaufsatzes würde dies jedoch sprengen. Als Ausgangspunkt mag eine relativ weit verbreitete, in der Fachdiskussion allerdings nicht allgemein akzeptierte Lehrbuchdefinition dienen:
«Health communication is an area of study concerned with human interaction in the health care process» (Kreps & Thornton, 1992, S. 2).

Damit ist ein sehr breites Feld angesprochen. Eine deutschsprachige Definition von Schnabel fokussiert neben dem Forschungsgegenstand auch Ebenen und Mittel:
Gesundheitskommunikation umfasst die Gesamtheit aller mehr oder weniger organisierten Bemühungen, die Botschaft der Gesundheit:

• auf allen vermittlungsrelevanten Ebenen (Individuen, Organisationen, ganze Gesellschaften),
• durch den Einsatz möglichst vieler zielführender Strategien (Beratung, Organisationsentwicklung, Aufklärungs- und Informationskampagnen) und
• unter Verwendung einer Mischung geeigneter Medien (Buch, Presse, Funk, Fernsehen, Internet) zu verbreiten, um dadurch
• die Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen in einer Weise zu beeinflussen, die diese zu einer möglichst selbst bestimmten, auf die Vermeidung von Krankheitsrisiken und die Stärkung von Gesundheitsressourcen ausgerichtete Lebensführung befähigt,
• was bei Bedarf auch die Fähigkeiten mit einschließen muss, die eigenen Gesundheitsinteressen gegen Widerstand durchzusetzen (Schnabel, 2009, S. 39).

Aus beiden Explikationen lassen sich Forschungsinteressen illustrieren – auch diese, in einem ersten Zugang, bewusst auf Breite angelegt:
• das Kommunikationsverhalten von Ärzten, Apothekern, Pflegepersonal, Therapeuten, Krankenhausadministratoren, unterschiedlichen Gesundheitsorganisationen etc.
• die Kommunikationspartner: Patienten, Angehörige der Patienten, Mitarbeiter, Gesundheitspolitiker, Segmente der Bevölkerung
• die verschiedenen Ebenen der Kommunikation (Chaffee & Berger, 1987):(1) intrapersonale Ebene (z. B. das Aushandeln und Verarbeiten von gesundheitsbezogenen Botschaften von Individuen mit sich selbst; das Individuum spricht sozusagen mit sich selbst);(2) interpersonale Ebene (z. B. Gespräche Arzt-Patient, Arzt-Arzt, aber auch in einer neueren Denkrichtung Führungskraft-Mitarbeiter im Rahmen betrieblicher Gesundheitsvorsorge);(3) Organisationsebene (z. B. Kommunikation im, vom und über das Krankenhaus oder im Bereich der Gesundheitsvorsorge Organisation-Mitarbeiter, Organisation-Bevölkerung);(4) gesellschaftliche Ebene (z. B. Gesundheit und Krankheit als Themen in den Medien, und zwar in den Sektoren Nachrichten (Berichterstattung über gesundheitspolitische Fragen etc.), Unterhaltung (TV-Ärzteserien, Ärzte-Groschenromane etc.) und Ratgeberjournalismus; Gesundheitskampagnen; Rolle der Medizinpublizistik)
• ökonomische, soziale, (multi-)kulturelle und ethische Fragen als Rahmenbedingungen für Gesundheitskommunikation (z. B. Gesundheitsbegriff, Konzepte wie Social Support oder Managed Care, Informationstechnologien). Die tatsächliche beziehungsweise von Fachvertretern und Fachvertreterinnen propagierte Bedeutung von Health Communication wird aus der These abgeleitet, dass sich Kommunikation in einem Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit nicht nur auf eine von mehreren Rahmenbedingungen für erfolgreiches Handeln (Substanz; hier z. B. medizinische Behandlung) bezieht, sondern selbst zum Teil dieser Substanz wird. In Einleitungen zu einschlägigen Lehrbüchern beziehungsweise Fallstudiensammlungen wird beispielsweise die Auffassung vertreten, dass Patientinnen und Patienten von der empfundenen kommunikativen Kompetenz des Arztes auf seine fachliche schließen. Darüber hinaus hebt Ray (1990, S. XVI) hervor: «When dealing with health communication issues, of particular salience is the exigency of outcome» (Ray 1990, S. XVI).



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