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Erzählen, Erklären, Verstehen: Beiträge zur Wissenschaftstheorie und Methodologie der Historischen Kulturwissenschaften
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Erzählen, Erklären, Verstehen: Beiträge zur Wissenschaftstheorie und Methodologie der Historischen Kulturwissenschaften
von: Andreas Frings, Johannes Marx (Hrsg.)
De Gruyter Akademie Forschung, 2008
ISBN: 9783050048598
221 Seiten, Download: 1924 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: B (paralleler Zugriff)

 

 
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Leseprobe

Andreas Hütig
Erkenntnisinteresse und Methodologie der Kulturwissenschaften (S. 49-50)

1. Einleitung

In der sich formierenden kulturwissenschaftlichen Landschaft fehlt es nicht an Versuchen, mit dem Begriff der Kultur den Grundterminus zu bestimmen oder zumindest verschiedene Bedeutungsvarianten desselben zu unterscheiden. Prominent ist etwa eine dreifache Differenzierung des Kulturbegriffs wie beim Kulturund Literaturtheoretiker Terry Eagleton – Kultur als Zivilisation überhaupt, Kultur als Identität einer Nation oder anderen Gruppe, Kultur als Waren- und Werkwelt1 –, der Philosoph Hubertus Busche unterscheidet in einem programmatischen Aufsatz zur Neuorientierung der einstmals marxistischen Zeitschrift Dialektik, die in den Jahren 2000-2007 den Untertitel „Zeitschrift für Kulturphilosophie" trug und diesen nun zum alleinigen Titel gemacht hat, vier historische Grundbedeutungen des Kulturbegriffes – Kultur als vervollkommnende Pflege, als Grad erworbener Vervollkommnung, als charakteristischer Traditionszusammenhang und schließlich als Welt der Werte und Werke in Kunst, Philosophie und Wissenschaft –, und in einer aktuellen Einführung in die Kulturwissenschaft nennt die bekannte Anglistin und Gedächtnisforscherin Aleida Assmann sogar sechs Bedeutungen, von denen je drei wertneutral und drei wertbehaftet sind: Die Begriffe von Kultur als Pflege von Körper und/oder Geist, Kultur als gesellschaftliche oder nationale Eigenart, Kultur als Universalbegriff dessen, was zwischen Menschen der Fall ist, stehen den Begriffen von Kultur als emphatischem Begriff von elaborierten Geisteswerken, Kultur als Zivilisierung der Triebnatur und dem kritischen Kulturbegriff einer Wertschätzung der auratisch-emanzipatorischen Funktion von Kunst gegenüber.

An den skizzierten Differenzierungen ist erkennbar, dass bereits als umstritten gelten muss, ob Kultur ein Sammelterminus für symbolische Konstrukte und Konstellationen, für materiale Gegenstände oder gar für eine allgemeine oder spezifische habituelle Verhaltensausprägung oder Eigenschaft des Menschen ist, welchen Gegenstandsbezug der Begriff also überhaupt besitzt. Die am häufigsten anzutreffende, gewissermaßen neutralste Verwendung ist wohl die eines Sets von zusammenhängenden, mehr oder weniger konsistenten Werten, Normen, kognitiven Stilen, Institutionen und Codes, die in einer Gemeinschaft anzutreffen sind und einen gewissen Einfluss auf die Handlungen der Mitglieder derselben haben. Mit einer solchen Bestimmung hält man sich zumindest in der letztgenannten Frage nach dem Gegenstandsbereich mehrere Möglichkeiten offen.

Der vorliegende Beitrag will und kann die Misslichkeit des Kulturbegriffes weder beheben noch etwa den zahlreichen Bestimmungen eine weitere hinzufügen. Vielmehr soll gefragt werden, was Kulturwissenschaften – dass dieser Terminus ebenfalls nicht einheitlich gebraucht wird, wird noch auszuführen sein – sind und tun. Das Interesse gilt dabei jedoch nicht primär der Frage, ob wenigstens hier, im Kontext einer sich formierenden – und sich als Reformunternehmen begreifenden – Fächerkonstellation ein einheitlicher oder ein zumindest jeweils definitiv bestimmter Kulturbegriff angelegt werde, sondern setzt noch früher an, und zwar sowohl aus systematischen Gründen wie aus der methodischen Erkenntnis heraus, dass die Bezeichnung „Kulturwissenschaften" ebenfalls nicht gerade einheitlich gehandhabt wird.

Daher ist gewissermaßen eine Ebene tiefer anzusetzen und danach zu fragen, was Kulturwissenschaftler tun, wenn sie ihre Wissenschaft betreiben, bzw. was sie sagen, dass sie tun, und was sie selbst als Grund angeben, warum sie es tun. Ziel ist es daher, das Erkenntnisinteresse und Grundzüge der Methodologie der Kulturwissenschaften zu beleuchten und so deren explizites oder implizites Selbstverständnis aufzudecken. Intendiert ist also eher eine analytische, im Ergebnis kritische, aber vorsichtig wohlwollende Rekonstruktion einer Forschungsrichtung, die in den letzten Jahren mit großer Dynamik und wissenschaftspolitischen Erfolgen – Mittelzuweisung, Institutionalisierung, Ausschreibungen – in den Geistes- und Sozialwissenschaften um sich gegriffen hat.



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