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Allgemeine Arbeitspsychologie - Psychische Regulation von Tätigkeiten
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Allgemeine Arbeitspsychologie - Psychische Regulation von Tätigkeiten
von: Winfried Hacker, Pierre Sachse (Hrsg.)
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2014
ISBN: 9783840925405
584 Seiten, Download: 7810 KB
 
Format:  PDF
geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop

Typ: A (einfacher Zugriff)

 

 
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Leseprobe

1 GegenstandundAufgabenbereiche der Allgemeinen Arbeitspsychologie: Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten

„Auch in einer globalen Wirtschaft sind Produktion und Service ohne Menschen nicht möglich. Neue Produktivitätsfaktoren wie Kreativität und Wissen sind hinzugekommen. Aber das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Kapital ist geblieben ... Den Menschen zeigt sich die hässliche Fratze eines unsittlichen und auch ökonomisch falschen Kapitalismus, wenn der Börsenwert und die Managergehälter – an den Aktienkurs gekoppelt – um so höher steigen, je mehr Menschen wegrationalisiert werden“ (Geissler, 2004, S. 26).

„Die Arbeit und die Arbeitsgesellschaft sind nicht deshalb in der Krise, weil es nicht genügend zu tun gäbe, sondern weil die Arbeit in einem sehr spezifischen Sinne knapp geworden ist, und das, was zu tun ist, nur zu einem immer geringeren Teil noch zu dieser Arbeit gehört ... “ (Gorz, 1994, S. 217).

„Ich nenne Eigenarbeit diese Produktion von Gebrauchswert, bei der wir gleichzeitig die Hersteller und die einzigen Nutznießer sind“ (ebd., S. 218).

„Meine Eigenarbeit (travail pour soi) findet ... ihre Verlängerung in unserer gemeinschaftlichen Eigenarbeit (travail pour nous ...).“ „Die solidarische Kooperation innerhalb freiwilliger Gemeinschaften ... ist Grundlage der sozialen Integration“ (ebd., S. 228).

Die Allgemeine Arbeitspsychologie behandelt die psychische Regulation und psychische Struktur der verschiedenen Formen von zielgerichteten, ergebnisorientierten, nach Effektivitätsaspekten organisierten Tätigkeiten, der Arbeitstätigkeiten.

Sie nutzt die psychologische Tätigkeitstheorie mit ihren vielfältigen Wurzeln (u. a. Leontjew, 1979; Lewin, 1926; Miller, Galanter & Pribram, 1960; Rubinstein, 1958) und schlägt dabei Brücken zwischen psychologischen Grundlagenund Anwendungsdisziplinen.

1.1 Psychische Regulation von Arbeitstätigkeiten – Kern von Erwerbs-, Gemeinschafts-, Versorgungsund Eigenarbeitsprozessen

Zielgerichtet auf das rationelle Erreichen definierter Ergebnisse gerichtete Arbeitsprozesse gibt es nicht nur in der traditionellen Erwerbsarbeit. Im Sinne des erweiterten Arbeitsbegriffs existieren folgende Arten von Arbeitsprozessen (Biesecker, 2000; Nitsche & Richter, 2003):
• Die unterschiedlichen Formen von Erwerbsarbeit, nämlich Erwerbsarbeit im klassischen Normalarbeitsverhältnis, in „atypischen Arbeitsverträgen“ als Teilzeitarbeit, Leiharbeit, Erwerbsarbeit in befristeten Verträgen oder auf Abruf, in Selbstständigenarbeit, einschließlich der sogenannten Arbeitskraft-Unternehmer. Im Erwerbsarbeitsbereich ist ein größerer Teil der Beschäftigten (etwa 75%) im Dienstleistungssektor mit „dialogischer“ Arbeit mit Klienten beschäftigt als im Fertigungssektor von Erzeugnissen (mit „monologischer Arbeit“).
• Gemeinschaftsarbeit insbesondere als Ehrenamtsarbeit oder Arbeit in der Bürgerbeteiligung beim Schaffen nützlicher Leistungen, gegebenenfalls auch als gemeinnützige Arbeit Langzeitarbeitsloser (Nitsche & Richter, 2003; Mühlpfordt, Mohr & Richter, 2011).
• Versorgungsarbeit als Haushalt/ Familienarbeit (Resch, 1999).
• Eigenarbeit als selbstbestimmte ergebnisorientierte Arbeit bei der Selbstversorgung mit Leistungen (z.B. Reparaturen) und Gütern, sowie als erwerbs arbeitsbezogene Ausund Weiterbildung.

Arbeitsprozesse werden gekennzeichnet durch ihre Bestandteile, nämlich
1. Arbeitende (Individuen, Dyaden, Gruppen) als Träger oder Subjekte der Tä tigkeiten;
2. Arbeitstätigkeiten an Arbeitsgegenständen als der Kernbestandteil der Ar beitsprozesse;
3. im Arbeitsauftrag geforderte Ergebnisse der Arbeitstätigkeiten, die als Ziele antizipiert werden;
4. Arbeitsmittel, d.h. Werkzeuge, Maschinen, Automaten mit ihrer Hardund Software und Arbeitshilfsmittel;
5. Ausführungsbedingungen (Arbeitsbedingungen) politisch-wirtschaftlicher, sozialer und technologischer einschließlich organisatorischer Art, sowie häu fig auch
6. vom arbeitenden Menschen weitgehend unabhängige, automatisierte Ab schnitte des technologischen Prozesses.

Die Anforderungen der Arbeitstätigkeiten an den arbeitenden Menschen werden als Arbeitsinhalt (job content), die Ausführungsbedingungen einschließlich der eventuellen Existenz automatisierter Abschnitte als Arbeitsbedingungen (job context) bezeichnet. Technologie ist ein Oberbegriff für vielfältige Verfahren zum Erreichen von Ergebnissen (beispielsweise Fertigungs-, Entwurfsoder Lehrtechnologien).

Die ausschlaggebende Rolle in den Bestandteilen des Arbeitsprozesses hat der Arbeitsauftrag. Er kann durch Vorgesetzte oder durch Klienten übertragen oder auch selbstgesetzt sein. Der Auftrag bestimmt, was wie womit bis wann unter Einhaltung welcher Bedingungen zu tun ist. Der Auftrag legt des Weiteren die Arbeitsgegenstände fest: Er bestimmt, ob Tätigkeiten an Objekten („monologische Tätigkeiten“) oder an bzw. mit Subjekten (Klienten, Schülern, Patienten, etc.; „dialogische Tätigkeiten“) auszuführen sind. Mit unterschiedlichen Arbeitsgegenständen erhalten Arbeitstätigkeiten unterschiedliche Merkmale. Das gilt beispielsweise für das Emotionsmanagement, d. h. das Unterdrücken konventionell oder nach Unternehmensvorschriften unerwünschter Gefühle und das Produzieren des gewünschten Gefühlsausdrucks. Emotionsmanagement ist ein Merkmal der psychischen Regulation nur von Tätigkeiten mit und an Menschen.



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